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Ausgewählte Beiträge zur Technik von Dampfbooten
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Die Umsteuerung von Joy
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Die Joy-Steuerung Hubert Paulus
Das   Besondere   der   Joy-Steuerung   ist   der   Wegfall   von   Exzentern.   Die   Bewegung   der   Steuerstange   wird   einzig   von der Pleuelstange aus hervorgerufen. Die Beiboote der Kaiserlichen Marine der Klassen I, II und III besaßen diese Art der (Um)- Steuerung.
Allerdings   ist   es   eine   Herausforderung,   den   Bewegungsablauf   und   den   Zusammenhang   zwischen   den   einzelnen Elementen verständlich darzustellen. Hier einige Fundstellen: Der    folgende   Auszug    ist    aus    dem    "Leitfaden    für    den    Unterricht    in    der    Maschinenkunde    an    der    Kaiserlichen Marineschule", Berlin 1907, S. 119, Fig. 76, Tafel 47. Umsteuerung ohne Exzenter oder Joy-Steuerung
Die       Joy-Steuerung       leitet       den Schieberantrieb    von    einem    Punkt der   Pleuelstange   ab   und   eignet   sich ebenso   wie   die   Steuerungen   unter b    (Umsteuerung    mit    1    Exzenter, Red.)      für      seitlich      angeordnete Schieberkasten,      die      hier      direkt neben    den    zugehörigen    Zylindern liegen.    Der    treibende    Punkt    der Pleuelstange        beschreibt        eine Eikurve.   Von   diesem   geht   mit   oder ohne        Zwischenschaltung        von Hebeln     in     ungefähr     horizontaler Richtung   eine   Stange   ab,   von   der ein   Punkt   mittels   Schubstange   die Schieberstange    treibt,    ein    anderer Punkt   durch   Schwinge   oder   Kulisse geführt ist. Die   Joy-Steuerung   ist   die   einfachste und   vermeidet   die   Exzenterreibung, wird    aber    im    allgemeinen    nur    bei kleinen   Maschinen   gebaut,   weil   sie eine   weniger   gute   Dampfverteilung liefert. Eine       andere,       dreidimensionale Darstellung    der    Joy-Steuerung    ist im folgenden Bild wiedergegeben:
Hier        werden        keine        Exzenter verwendet    und    die    Bewegung    der Schieberstange       wird       von       der Pleuelstange       übernommen.       Der Schwinghebel   (V)   ist   an   einem   Ende an    der    Pleuelstange    (27)    und    am anderen   Ende   an   der   Radiusstange (H)   befestigt.   Die   Stange   (K)   nimmt ihre   Bewegung   von   einem   Punkt   in einiger      Entfernung      entlang      des Schwinghebels   (V)   auf.   In   der      Nähe des   anderen   Endes   der   gegabelten Stange      (K)      ist      ein      Stift      (P) angebracht,   der   sich   in   der   Kulisse (T)   frei   hin   und   her   bewegen   kann. Eine   Stange   (N)   verbindet   das   Ende der         Stange         (K)         mit         der Schieberstange    (28).    Die    Vorwärts- oder   Rückwärtsbewegung   wird   durch Kippen    der    Kulisse    im    oder    gegen den        Uhrzeigersinn        um        ihren Mittelpunkt    (Y)    mit    dem    Hebel    (Z) erreicht.       Wenn       die       Sektoren waagerecht   stehen,   erhält   man   den "Mittelgang".      Einer      der      Vorteile dieser   Steuerung   besteht   darin,   dass sie    seitlich    an    den    Zylindern    und nicht       zwischen       den       Zylindern angeordnet      ist,      so      dass      eine Compound-Maschine       mit       dieser Steuerung   kürzer   sein   kann   als   eine Maschine       mit       Stephenson'scher Kulissensteuerung.
Die   gegenständliche   Darstellung   der   oben   gezeigten   Einzylindermaschine   sowie   die   nachfolgende   Zeichnung, die   dem   Werk   "The   Marine   Steam   Engine"   von   R.   Sennett   und   H.J.   Oram,   1913,   entnommen   ist,   waren   Vorbild für    das    Holzmodell,    das    im    Video    am    Ende    dieses    Berichts    den    Bewegungsablauf    der    Joy-Steuerung anschaulich zeigt. Ausgangspunkt   ist   jeweils   der   obere   Totpunkt   des   Kolbens.   Die   entsprechende   Drehrichtung   der   Kurbelwelle ergibt sich aus der nach unten gerichteten Bewegung der Steuerstange!