Ausgewählte Beiträge zur
Technik von Dampfbooten
Wie funktioniert eigentlich
ein Injektor
Hubert Paulus
Wie funktioniert der Injektor
Und
vor
allem:
Wie
kann
es
sein,
dass
der
Injektor
mit
Hilfe
des
Dampfes
Speisewasser
in
denselben
Kessel
und
gegen denselben Druck befördern kann?
Der
Injektor,
auch
Dampfstrahlpumpe
genannt,
wurde
1857
von
dem
Franzosen
Henry
Jacques
Giffard
(1825
–
1882)
erfunden.
Das
französische
Patentamt
verweigerte
ihm
zunächst
die
Anerkennung,
weil
man
bezweifelte,
dass
diese
unwahrscheinliche
Gerätschaft
funktionieren
könne.
Erst
als
Giffard
den
Injektor
im
Betrieb
vorführte,
konnte
er
die
Zweifler überzeugen.
Es handelt sich um eine Speisepumpe, die ohne bewegliche Teile auskommt.
Die
Hauptbestandteile
in
dem
gusseisernen
Gehäuse
sind
drei
Düsen,
die
Dampfdüse
(1),
die
Wasser-
oder
Mischdüse (2) und die Druckdüse (3).
Früher
Gifford‘scher
Injektor
(aus:
Dinglers
Polytechnisches Journal, 1859, Bd. 154)
Der
Dampf
tritt
in
die
Dampfdüse,
die
als
Laval-Düse
ausgebildet
ist,
ein
und
erreicht
am
Ende
Überschall-
geschwindigkeit.
Kaltes
Speisewasser
wird
angesaugt
und
in
die
sich
konisch
verengende
Mischdüse
geführt.
Hier
kondensiert
der
Dampf
und
gibt
seine
kinetische
Energie
an
das
Gemisch
von
Kondens-
und
Speisewasser
ab,
das
eine
Temperatur
von
60-70°C
erreicht
und
mit
hoher
Geschwindigkeit
in
die
nachfolgende
Druckdüse
gelangt.
In
dieser
Druckdüse,
die
sich
konisch
erweitert,
wird
das
Gemisch
fast
bis
zur
Ruhe
verzögert;
dabei
steigt
der
Druck
so
stark an, dass das Rückschlagventil in der Speiseleitung überwunden und das Gemisch in den Kessel befördert wird.
Dampfstrahlpumpen werden eingeteilt in nichtsaugende und saugende Injektoren.
Bei den ersteren muss das Speisewasser von einer erhöhten Position zufließen können.
Letztere
können
das
Speisewasser
selbsttätig
ansaugen.
Da
hier
zunächst
kein
Wasser
in
der
Wasserkammer
vorhanden
ist,
wird
die
Dampfmenge
zu
Beginn
gering
gehalten.
Das
angesaugte
Dampf-Luft-Gemisch
entweicht
über
ein
Ventil
in
die
sog.
Schlabberkammer
(4)
und
gelangt
von
dort
ins
Freie.
Der
in
der
Wasserkammer
entstehende
Unterdruck
saugt
nun
das
Wasser
an,
das
sich
mit
dem
Dampf
vermischt
und
ebenfalls
über
die
Schlabberkammer
entweicht.
Jetzt
wird
die
Dampfmenge
erhöht,
so
dass
die
Geschwindigkeit
des
Kondensat-Speisewasser-Gemischs
so
groß
wird,
dass
es
in
die
Druckdüse
gelangt.
Dabei
schließt
das
Schlabberventil,
während
der
Druckanstieg
bewirkt, dass das Rückschlagventil in der Druckleitung zum Kessel öffnet.
Lokomotiv-Injektor
I
njektoren
sind
als
Speisepumpen
sehr
nützlich.
Wegen
der
fehlenden
beweglichen
Teile
sind
sie
wenig
reparatur-
anfällig
und
haben
eine
nahezu
unbegrenzte
Lebensdauer.
Ihr
Gebrauch
macht
eine
gesonderte
Speisewasser-
vorwärmung
unnötig.
Sie
werden
vor
allem
bei
Dampflokomotiven
verwendet.
Nachteile
sind
die
z.T.
schwierige
Handhabung,
Anlaufschwierigkeiten
und
keine
Funktion
bei
zu
niedrigem
Dampfdruck.
Injektoren,
deren
Prinzip
auf
der
Kondensation
beruht,
arbeiten
naturgemäß
nicht
mit
warmem
Speisewasser.
Kleine
Injektoren
werden
leicht
durch
Schmutzteilchen
verstopft,
daher
ist
ein
engmaschiges
Filter
in
der
Speisewasserzuleitung
vonnöten.
Sollte
ein
Injektor
doch
einmal
verstopft
sein,
so
hilft
ggf.
Auskochen
in
Essig,
keinesfalls
ist
es
empfehlenswert,
mit
harten
Gegenständen zu versuchen, die empfindlichen Düsen zu reinigen.
Fazit: Der Injektor ist eine Wärmemaschine, die in der Lage ist, Wärmeenergie in mechanische Arbeit zu verwandeln.
Die Möglichkeit, den eigenen Dampfdruck mit einer so einfachen Konstruktion zu überwinden, hat etwas Faszi-
nierendes. Allerdings arbeitet er mit einem schlechten Wirkungsgrad. So braucht er eine erheblich größere Menge an
Dampf, um einen bestimmten Betrag an Wasser einzuspeisen als eine Kolbenpumpe. Dieser und andere Nachteile
sind wohl der Grund, dass sich der Gebrauch von Dampfstrahlpumpen auf unseren Dampfbooten in Grenzen hält.
Injektor
für
kleine
Dampfkessel,
wie
er
z.B.
bei
einigen
unserer
Dampfboote
als
zusätzliche
Kesselspeiseeinrichtung
im
Einsatz ist.
Literatur:
Dingler’s Polytechnisches Journal
1859, Bd. 154
Die Dampflokomotive, Transpress-
Verlag, Berlin, 1965
The Steamboater’s Handbook, Int.
Steamboat Society, USA, 1993
Steamboating Guide, SBA, 2002